Ohne mich!

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Nachtrag 30.12.22: Wer solche Pastoren hat, braucht keine Mullahs. Nachtrag Ende.

Gauck, du Feigling [1], halt’s Maul! Auf jeden Fall, was Dein „wir“ angeht, mit dem Du kriegstreiberisch neulich ausgerechnet am Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen gegen Russland hetzt. Ich erinnere an Deinen O-Ton: „Wir werden Politik, Wirtschaft und Verteidigungsbereitschaft den neuen UmstĂ€nden anpassen.“ (Quelle) Was soll denn das heißen? Wie anders soll ich das verstehen, denn als rhetorische Vorstufe zum „ab heute wird zurĂŒckgeschossen“? Normalerweise verzichte ich auf derartige Klarstellungen, weil ich da ja aus dem Klarstellen gar nicht mehr rauskĂ€me. Diesmal mach ich eine Ausnahme. Dein „wir“: Ohne mich! Zieh ohne mich in den Krieg. Den Rest Deiner Faktenverdrehungen alleine in dieser Rede hat bereits dankenswerterweise ein anderer auf den nachdenkseiten auseinandergenommen. Aber zurĂŒck: Wer soll das eigentlich sein, dieses „Wir“? Wenn du so ehrlich wĂ€rst, wie du immer tust, wĂŒrdest du eher „ich“ sagen. Aber klar, dann fĂ€llts ja auf, was das fĂŒr eine mickrige Bande ist, die sich da stĂ€ndig anmaßt, fĂŒr „alle“ zu sprechen.

Bei der Gelegenheit noch eine schöne Fundsache zum Thema:

Der Deserteur von Boris Vian

Verehrter PrÀsident
Ich sende Euch ein Schreiben
Lest oder laßt es bleiben
Wenn Euch die Zeit sehr brennt.

Man schickt mir da, gebt acht
Die MilitÀrpapiere
Daß ich in den Krieg marschiere
Und das vor Mittwoch nacht.

Verehrter PrÀsident
Das werde ich nicht machen
Das wÀre ja zum Lachen
lch hab kein Kriegstalent.

Sei’s Euch auch zum Verdruß
Ihr könnt mir’s nicht befehlen
lch will’s Euch nicht verhehlen
Daß ich desertieren muß.

Seit ich auf Erden bin
Sah ich den Vater sterben
Sah meine BrĂŒder sterben
Und weinen nur mein Kind.

Sah Mutters große Not
Nun liegt sie schon im Grabe
Verlacht den Bombenhagel
Und treibt mit WĂŒrmern Spott.

Als ich Gefangner war
Ging meine Frau verdienen
Ich sah nur noch Ruinen
Nichts blieb, was mir mal war.

FrĂŒh wenn die HĂ€hne krĂ€hen
Dann schließ ich meine TĂŒren
Und will die Toten spĂŒren
Und auf die Straße gehen.

Ich nehm den Bettelstab
Aufmeiner Tour de France
Durch Bretagne und Provence
Und sag den Menschen dies:

Verweigert Krieg, Gewehr
Verweigert Waffen tragen
Ihr mĂŒĂŸt schon etwas wagen
Verweigcrt’s MilitĂ€r.

Ihr predigt, Kompliment
Doch wollt Ihr Blut vergießen
Dann laßt das Eure fließen
Verehrter PrÀsident.

Sagt Eurer Polizei
Sie wĂŒrde mich schon schaffen
Denn ich bin ohne Waffen
Zu schießen steht ihr frei.

(Variante zur Schlußstrophe, nur in NotfĂ€llen zu singen)
Sagt Eurer Polizei
Sie wĂŒrde mich nicht schaffen
Denn ich besitze Waffen
Und schieße nicht vorbei.

Das gibts auch gesungen von Johan Galtung, dem legendĂ€ren Friedensforscher, der maßgeblich an der Entwicklung der Begriffe der strukturellen Gewalt und des positiven Friedens sowie des Konzeptes der sozialen Verteidigung beteiligt war.

Dass es auch im konkreten Fall durchaus anders ginge als mit prĂ€sidentiellem Wortgetöse auf die militĂ€rische Konfrontation zuzureiten, zeigen z.B. Überlegungen des us-amerikanischen Politologen John J. Mearsheimer:

Die USA und ihre europĂ€ischen VerbĂŒndeten stehen in der Ukraine-Frage vor einer Entscheidung. Sie können ihre aktuelle Politik fortfĂŒhren und so die Feindseligkeiten mit Russland verschĂ€rfen und die Ukraine zu Grunde richten – ein Szenario, aus dem alle Beteiligten als Verlierer hervorgehen wĂŒrden. Oder sie können umsteuern und eine wohlhabende, aber neutrale Ukraine anstreben, die keine Bedrohung fĂŒr Russland darstellt und es dem Westen erlaubt, seine Beziehungen zu Moskau zu kitten. Mit einem solchen Ansatz wĂŒrden alle Seiten gewinnen. (Quelle: ipg-Journal, online-Zeitschrift der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung)

Aber als machtbewußtem Staatsoberhaupt aus dem fĂŒhrenden EU-Mitgliedsland kommt Dir ein Votum fĂŒr NeutralitĂ€t nicht in den Sinn. Na, vielleicht kĂ€mst Du Dir ja feige vor…

 

[1] Kein Wort damals – 1992 – von Dir anlĂ€sslich der „massivsten rassistisch motivierten Angriffe der deutschen Nachkriegsgeschichte“ (Wikipedia)  in Rostock-Lichtenhagen, wo Du bis kurz zuvor nebenan als Pfaffe einen auf Dissident gemacht hattest. Erst zwanzig Jahre spĂ€ter dann, und auch nur, um ausgerechnet eine Eiche zum Gedenken zu pflanzen. Kein Wunder also: Es hat sie ziemlich schnell auch wieder wer umgelegt.

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